Zukunftssicherheit der Maschinenbau-Branche in Deutschland

Robotik: die Zukunft des Maschinenbaus

Für Unternehmen aus der Branche bietet der technologische Fortschritt jedoch enorme Möglichkeiten. Durch die Robotik wird die produzierende deutsche Industrie optimal auf neue Herausforderungen reagieren können, die sich durch die steigenden Individualiserungsanforderungen der Endkunden und den starken internationalen Wettbewerb ergeben. Es offenbaren sich signifikante Optimierungspotenziale, woraus wiederum Kosteneinsparungen resultieren. Ein entscheidender Vorteil auf dem internationalen Markt. Und der wird auch für die Robotik immer wichtiger. Die deutsche Robotik-Industrie muss hier jedoch einen Spagat leisten: Der sich wandelnde regionale Markt in Europa sollte ebenso bedient werden wie die steigende Nachfrage aus Asien und Übersee.

Gefahren für Deutschland als Maschinenbaustandort

Auch wenn die Rahmenbedingungen für die deutschen Robotik- und Automationshersteller aktuell günstiger denn je sind, gibt es durchaus Gefahrenpotenziale für einen Negativtrend. Im Rahmen der Studie „Zukunftsperspektive Deutscher Maschinenbau – Erfolgreich in einem dynamischen Umfeld agieren“ haben der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) und McKinsey & Company insgesamt 333 Unternehmen befragt und umfassende Interviews mit mehr als 50 Entscheidungsträgern aus dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau geführt. Als die potenziellen Top-Störfaktoren für eine positive Entwicklung in der Zukunft wurden dabei die folgenden Trends genannt:

Die Verlagerung der Nachfrage in Länder außerhalb Europas (90% der Befragten in der Branche)

Die Nachfrage nach kundenspezifischen System-/Integrationslösungen (81%)

Die steigende Bedeutung von Aftersales/Service (71%)

Wettbewerb durch neue Marktteilnehmer (48%)

Dennoch sieht ein Großteil der deutschen Robotik- und Maschinenbauhersteller diese Trends mehr als Chance denn als greifbare Gefahr – ebenso wie übrigens auch die Maschinen- und Anlagenbauer. Insbesondere der Bereich Aftersales/Services wird als Möglichkeit zur Differenzierung des eigenen Angebots gegenüber neuen Wettbewerbern verstanden. Auch für die zunehmende Nachfrage nach kundenspezifischen System-/Integrationslösungen sieht man sich gut aufgestellt.

Interessant wird es bei der Verlagerung der Nachfrage ins Ausland. In Europa ist das Lohngefüge traditionell eher hoch, weshalb auch die Automatisierung der Fertigung in den europäischen Ländern bereits überdurchschnittlich stark ausgeprägt ist. Zwar schreitet der Automatisierungstrend auch hier noch weiter voran, enormes Absatzpotenzial bieten jedoch auch und insbesondere Länder mit bereits bestehender industrieller Produktion und steigendem Lohnniveau. Diese Voraussetzungen erfüllen etwa China sowie aufgrund der dortigen Reindustrialisierung auch die USA und Kanada.

Handlungsansätze für die Branche

Insbesondere kleinere Unternehmen können durch die notwendige Internationalisierung schnell überfordert sein. Der VDMA und McKinsey & Company empfehlen daher eine Fokussierung auf den reinen Export oder eine Kooperation mit Unternehmen in ähnlichen Situationen. Dazu sollte den Experten zufolge eine ganzheitliche Wachstumsstrategie und die Internationalisierung lediglich schrittweise verfolgt werden. So lässt sich das Investitionsrisiko minimieren.

Ein weiterer wichtiger Ansatz: Das Potenzial der Industrie 4.0 erschließen. Die sogenannte intelligente Fabrik ergänzt originäre Robotik-Themen wie Mensch-Maschine-Interaktion und Advanced Robotics um ein weiteres Feld, das durch die zu erwartenden technologischen Zugewinne der kommenden Jahre immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Auch hier gilt für kleinere Unternehmen: Partnerschaften eingehen – oder sich Forschungsnetzwerken anschließen. Nur so sind sie den sich ändernden Begebenheiten auf dem europäischen Markt gewachsen.

VDMA: Trends im Maschinen- und Anlagenbau – HELLER das Magazin

Maschinenbauer „produzieren“ die Zukunft

Werkzeuge, Maschinen und Anlagen sind Treiber des technischen und gesellschaftlichen Wandels – nicht erst seit der industriellen Revolution und dem Flug zum Mond. Dabei ist der Maschinenbau selbst immer im Wandel: Nach der perfektionierten Mechanik reifte in den 1970er Jahren die Erkenntnis, dass der Einsatz von Elektronik dem Maschinenbau neue Horizonte öffnet. Heute kommen umfassende, ja revolutionäre Impulse von der Informatik und Maschinenbau-fernen Startups. Der Maschinenbau selbst ist damit Trendsetter. Das wird deutlich an den folgenden Beispielen für Trends im Zusammenhang mit der Digitalisierung.

Digitalisierung: Fünf komplexe Zukunftsfelder

In den 1980er Jahren als „Computer Integrated Manufacturing (CIM)“ geboren, wurde mit dem schnellen Zuwachs an Rechnerleistung und vernetzten Mikrosensoren vor zehn Jahren die selbstorganisierende Produktion erfunden, heute bekannt als „Industrie 4.0“. Mit OPC-UA kommt derzeit „Plug-and-Play“ in die Fabrik. 2016 wurde eine weitere Dimension populär: Selbstlernende Maschinen durch „Maschinelles Lernen“, ein Teilbereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Der Mehrwert für die Industrie: Produktion und Logistik werden noch flexibler und individualisierbarer. Das eigentlich Revolutionäre ist aber, dass Machine Learning nicht nur hilft, große Datenmengen automatisch auszuwerten, sondern auch unbekannte Zusammenhänge herzustellen, ungewöhnliche Schlüsse zu ziehen, neues Wissen zu generieren – und das in Echtzeit. Attraktive, gänzlich neue Geschäftsmodelle können sich ergeben, von Predictive Maintenance, As-a-Service-Angeboten und Datenvermarktung bis hin zu Mensch-Maschine-Schnittstellen. Neue Märkte mit zweistelligem Wachstumspotenzial tun sich für den Maschinenbau auf, bei Hard- und Software. Zudem lässt KI völlig neue Berufsbilder entstehen und macht die Firmen attraktiv für „Digital Natives“.

Digitalisierung und Vernetzung sind auch mächtige Treiber für die Zukunft von Supply Chains. Heute sind global wandlungsfähige Wertschöpfungsnetzwerke gefragt, um immer schneller ändernde Produktanforderungen für immer anspruchsvollere Kunden in immer kürzerer Zeit bedienen zu können. Wenn Bestellabläufe und Finanzströme nicht nur digitalisiert und automatisiert werden, sondern autonom ablaufen und damit Bestellzettel, ausgedruckte Lieferscheine und Rechnungen obsolet werden. Wenn die „letzte Meile“ in der Zustellung zuverlässig und kundengerecht organisiert wird, auch mit Drohnen. Dann erstreckt sich Industrie 4.0 weit über die Produktionshallen hinaus und wird zur „Autonomisierten Supply Chain“.

Zukunftssicherheit der Maschinenbau-Branche in Deutschland

Das Coronavirus stürzt die Wirtschaft in eine Krise, da gibt es nichts schönzureden. Auch der deutsche Maschinebau leidet unter den Folgen des Lockdowns aufgrund der Pandemie. Doch die Ursachen für die Probleme liegen tiefer. Dies bestätigt nun eine Studie des Softwarehauses Inform.

„Die Gefahr einer Rezession mag sich durch Covid-19 weiter vergrößert haben, doch wir sehen uns nach wie vor derselben Beobachtung gegenüber, wegen der wir unsere Trendstudie durchgeführt haben“, betont Andreas Gladis, Bereichsleiter Produktion bei Inform. „Wenn sich der traditionsreiche Maschinen- und Anlagenbau nicht neu erfindet, dann wird das Traumwachstum der letzten Jahre auch nach der Krise nicht zu halten sein.“

Der „Trendreport 2020 für den Maschinen- und Anlagenbau: Eine zukunftssichere Branche in Deutschland?“ verfolgt zwei wesentliche Ziele: Er vermittelt zum einen ein Stimmungsbild zur aktuellen wirtschaftlichen Situation des Maschinen- und Anlagenbaus und leitet daraus eine Prognose für die weitere Geschäftsentwicklung ab. Andererseits gibt er Aufschluss über die wichtigsten Hemmnisse für die weitere Entwicklung sowie die für die Zukunftssicherheit der Branche als besonders relevant erachteten Maßnahmen und Technologien.

Ist die Zukunftssicherheit der Maschinenbau-Branche in Gefahr

Bereits vor der Corona-Krise sahen sich über die Hälfte der befragten Unternehmen externem Druck ausgesetzt. Grund hierfür sind unter anderem der Handelsstreit zwischen China und den USA oder der Brexit (62 %), internationaler Wettbewerb (57 %) und auch die Gefahr einer Rezession (52 %).

Laut Studie herrscht hier Verbesserungsbedarf: Die digitale Transformation beherrscht die wirtschaftliche Situation in mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen (57 %). Es folgen Prozessoptimierung und Automatisierung (53 %) sowie Termintreue und Liefergeschwindigkeit (50 %). Die Digitalisierung ist in den meisten der befragten Unternehmen (97 %) in vollem Gange. Zwar sieht sich noch kein Studienteilnehmer bereits am Ziel angekommen, doch die Stimmung ist optimistisch: Fast drei Viertel der Befragten (71 %) schätzen die Erfolgsaussichten ihrer Digitalisierungsmaßnahmen als gut ein. Dennoch gelten fehlender Wille zur Digitalisierung (57 %) und Schwierigkeiten bei der Implementierung neuer Prozesse (53 %) zu den größten Hürden einer erfolgreichen Umsetzung.

Die Befragten sehen die Digitalisierung einheitlich optimistisch für verschiedene Bereiche. Ein Großteil der Unternehmen sieht hohes oder sehr hohes Verbesserungspotenzial für das Produktionsmanagement (95 %), die Produktionsplanung (92 %), die Termintreue (86 %), Kosteneinsparungen sowie eine Reduzierung der Durchlaufzeiten (jeweils 79 %).

Fast zwei Drittel der Befragten (62 %) sind mit dem Ablauf und der Organisation ihrer Produktionsplanung unzufrieden. Mangelnde Termintreue ist dabei das häufigste Problem. Essenzielle Hilfen wie ein Fertigungsleitstand oder ein Feinplanungssystem fehlen den meisten Unternehmen (65 % beziehungsweise 79 %).

Passend zum Bedarf an Prozessoptimierung misst die Mehrheit der Befragten (62 %) Big Data und Datenanalyse großen Einfluss auf den zukünftigen unternehmerischen Erfolg bei. Es folgen Smart Factory (55 %), Künstliche Intelligenz und der digitale Zwilling (jeweils 48 %).

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