Hat IT/Elektrotechnik oder der Maschinenbau mehr Zukunft?

Maschinenbau und Chemiebranche: Starke Einbrüche für 2023 befürchtet

"Industrieller Flächenbrand" befürchtet

Die deutsche Chemieindustrie schaut unterdessen angesichts der Energiekrise so düster in die Zukunft wie seit über 30 Jahren nicht. Das Barometer für die Geschäftsaussichten in den kommenden Monaten brach im August um zehn auf minus 55 Punkte ein, wie das Münchener Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mitteilte. "Das ist der schlechteste Wert seit 1991", betonten die Forscher. Noch stärker sackte die Bewertung der aktuellen Geschäftslage ab: Hier ging das Barometer von plus 22 auf minus acht Punkte zurück. Damit bewerten die Firmen erstmals seit fast zwei Jahren ihre Lage wieder negativ. Dadurch stürzte das Geschäftsklima ab, dass sich aus Lage und Erwartungen zusammensetzt: Es fiel auf minus 33 Punkte, nach minus 14 Punkten im Juli.

Indus­trie 4.0: Maschinen der Zukunft

STRATEGIE

Montag­morgen, 6.30 Uhr, irgendwo auf der Welt: Die Produk­tion steht. Eine Maschine ist aus­gefallen. Der Bediener greift nach seiner Augmented Reality-Brille und stellt den Kontakt zu Harro Höfligers Customer Service in Allmers­bach, Deutsch­land, her. Dort sitzt ein Experte, der sich via Fern­war­tung auf die defekte Maschine aufschalten und durch die Daten­brille des Bedie­ners – quasi mit dessen Augen – sehen kann, wo es hakt.

Schritt für Schritt leitet er ihn aus der Ferne bei der Suche nach dem Fehler an und kann dabei Bilder, Videos und sogar drei­dimensionale Hinweise wie Texte, Pfeile und CAD-Zeich­nungen in die Daten­brille einblenden, um den Bediener optimal zu unter­stützen. Ist das Problem iden­ti­fi­ziert, kann er detail­lierte Anwei­sungen zur Behe­bung geben, even­tuell notwen­dige Ersatz­teile sofort auf den Weg bringen oder – falls es gar nicht anders geht – den Vor-Ort-Einsatz eines Service­tech­ni­kers umfas­send vorbereiten.

Luise Räuchle, Product Manager beim Customer Service von Harro Höfliger, spricht Klar­text: „Unge­plante Maschi­nen­still­stände sind der Albtraum unserer Kunden. Deshalb besteht hier für uns der größte Handlungs­bedarf. Mithilfe von digi­talen Lösungen, wie Fern­war­tung kombi­niert mit Augmented Reality, können wir Maschi­nen­still­stände möglichst kurz halten und ermög­li­chen es unseren Kunden, flexibel und schnell auf Probleme zu reagieren.“

Im Fokus steht die Nutzung von digi­talen Lösungen, um bestehende Methoden konti­nu­ier­lich zu verbes­sern und damit einen Mehr­wert für Kunden zu schaffen. „Letzt­lich“, so Fabian Elsässer, Director Engi­nee­ring and Tech­nical Services bei Harro Höfliger, „stellen wir uns bei allen Indus­trie 4.0-Lösungen zunächst die Frage, welchen Mehr­wert sie für unsere welt­weiten Kunden gene­rieren. Sinn­volle Konzepte verfolgen wir weiter und passen sie auf die Bedürf­nisse im phar­ma­zeu­ti­schen Umfeld an.“

Show, don’t tell

Im Themen­feld Augmented Reality beispiels­weise arbeiten die Spezia­listen bei Harro Höfliger derzeit an vier Service-Initia­­tiven. Neben dem Remote Support – also der Unter­stüt­zung des Kunden bei der Fehler­be­he­bung im laufenden Betrieb – stehen die Themen Augmented Main­ten­ance, Augmented HMI und Augmented Chan­geover im Fokus. Alle Aspekte werden in einer Wissens­da­ten­bank zusammengeführt.

Räuchle: „Mithilfe von Smart Devices können wir Bedie­nern einen Format­wechsel zeigen, anstatt ihn aufwändig zu erklären. Das hält den Schu­lungs­auf­wand bei Perso­nal­wech­seln gering und hilft, Sprach­bar­rieren effi­zient zu umgehen.“ Glei­ches gilt für Wartungs­an­lei­tungen, erklärt sie weiter: „Momentan erstellen wir für unsere Kunden Wartungs­pläne. In Zukunft ist es viel­leicht effi­zi­enter, ihnen Videos zur Verfü­gung zu stellen, die eine Wartung Schritt für Schritt erklären. Vorstellbar sind auch 3D-­ani­mierte Wartungsanleitungen.“

„Mithilfe von Smart Devices können wir Bedie­nern einen Format­wechsel zeigen, anstatt ihn aufwändig zu erklären. Das hält den Schu­lungs­auf­wand in Grenzen.“ Luise Räuchle, Product Manager beim Customer Service

Auch Augmented Mainten­ance zielt darauf ab, Kunden bei der Wartung ihrer Anlagen mithilfe inno­va­tiver Tech­no­lo­gien mit Know-how aus dem Maschi­nenbau zu unter­stützen. Und mit Augmented HMI hat der Anla­gen­be­diener alle für ihn rele­vanten Infor­ma­tionen für den reibungs­losen Produk­ti­ons­be­trieb künftig immer im Blick.

Neue Themen­felder erforschen

In der 2018 geschaf­fenen Abtei­lung IoT Lösungen bei Harro Höfliger arbeitet ein ganzes Scrum-Team an der Appli­ka­tion von digi­talen Lösungen im Phar­maum­feld. Die Erfor­schung neuer Themen­ge­biete ergänzen sie zudem durch Abschluss­arbeiten von Studenten unter­schied­lichster Fachrichtungen.

Elsässer: „Wir arbeiten seit Jahren intensiv mit Hoch­schulen zusammen und haben durch deren Arbeiten schon wert­volle Anre­gungen erhalten.“ So beschäf­tigte sich eine Arbeit mit dem Einsatz von virtu­ellen Assis­tenten wie sprach­ge­steu­erten Chat­bots zur Unter­stüt­zung von Aufgaben des Bedie­ners an einer Maschine. Räuchle: „Das augmen­tierte Avatar Robbie fungiert bei einer Video­an­lei­tung zum Format­wechsel als Audio­guide. Das hat den Vorteil, dass der Bediener nicht navi­gieren, sondern einfach nur zuhören muss und Robbie Fragen und Befehle direkt entgegennimmt.“

Trai­ning für die Netzwerke

Ein wich­tiges Fokus­thema, von dem Kunden in Zukunft profi­tieren werden, ist auch die mithilfe von Deep Lear­ning-Methoden opti­mierte Bild­ver­ar­bei­tung. Hartwig Sauer, Depart­ment Leader Vision Systems bei Harro Höfliger, erklärt: „Rund 70 Prozent unserer Maschinen sind mit Kameras ausge­stattet. Sie arbeiten mit tradi­tio­neller regel­ba­sierter Bild­ver­ar­bei­tung.“ Hierbei werden ein oder mehrere Objekte im Bild kontras­tiert und mithilfe von Kanten­fin­dern oder Schwell­wert­ver­fahren verein­zelt, um sie zu prüfen. Mit regel­ba­sierter Bild­ver­ar­bei­tung können sehr genaue Messungen reali­siert werden.

„Deep Lear­ning ersetzt nicht die regel­ba­sierte Bild­ver­ar­bei­tung, ist aber eine wert­volle Ergän­zung dazu.“ Hartwig Sauer, Depart­ment Leader Vision Systems

Auch das Lesen und Deko­dieren von 2D Codes ist damit möglich. Sauer: „Mit dieser Methode ist es aller­dings häufig schwierig, bei komplexen Ober­flä­chen­struk­turen Schwan­kungen oder Abwei­chungen zuver­lässig zu erkennen. Hier liegen die Vorteile von Deep Lear­ning.“ Bei Deep Lear­ning-Methoden lernt das neuro­nale Netz anhand von unzäh­ligen Beispiel­bil­dern Anoma­lien zuver­lässig zu erkennen. Kosme­ti­sche Defekte wie beispiels­weise Kratzer, Flecken und Verschmut­zungen sind typi­sche Anwen­dungen für eine solche Bildverarbeitung.

Darüber hinaus arbeiten Sauer und sein Team an Applika­tionen, die beim Erkennen einer Unre­gel­mä­ßig­keit aktiv in die ­Maschi­nen­steue­rung eingreifen, um Werte nach­zu­jus­tieren. Sauer: „Deep Lear­ning ersetzt nicht die regel­ba­sierte Bild­verarbeitung, ist aber eine wert­volle Ergän­zung dazu.“

Mehr Sicher­heit beim Engineering

Auch im eigenen Engi­nee­ring hat Harro Höfliger Indus­trie 4.0-­ ­Lösungen etabliert. Elsässer: „In unserer Gruppe Model Based Engi­nee­ring arbeiten wir an der virtu­ellen Inbetrieb­nahme unserer Maschinen.“ Dabei geht es nicht darum, eine komplette Anlage virtuell in Betrieb zu nehmen, sondern man fokus­siert sich auf mecha­tro­ni­sche Einheiten, bei denen im Vorfeld bekannt ist, dass beson­dere Heraus­for­de­rungen zu meis­tern sind.

Elsässer: „Mithilfe des digi­talen Zwil­lings dieser ‚kriti­schen‘ Einheiten können wir schon sehr früh in der Entwick­lung sicher­stellen, dass die Einheit funk­tio­niert. Das spart Zeit und Kosten und führt dazu, dass es am Ende eines aufwän­digen Entwick­lungs­pro­zesses keine unlieb­samen Über­ra­schungen gibt.“

„Die Zeit des Buzz­wor­d­ings ist vorbei. Es gibt Ideen und Lösungen, die uns und unseren Kunden bereits jetzt oder in Zukunft große Vorteile bieten.“ Fabian Elsässer, Director Engi­nee­ring and Tech­nical Services

Bei allen Lösungs­kon­zepten stehen die Spezia­listen bei Harro Höfliger vor einer großen Heraus­for­de­rung: Im Sonder­ma­schi­nenbau lassen sich entwi­ckelte Konzepte nicht ohne Weiteres von einer Maschine auf eine andere über­tragen. Durch die Viel­zahl an Einzel­stü­cken ist der Aufwand für Pflege und Sicher­stel­lung der Aktua­lität von digi­talen Lösungen nicht allein von Entwick­lern zu leisten.

Bei Harro Höfliger setzt man daher auf kolla­bo­ra­tive Lösungen zum Know­ledge Manage­ment. Nicht nur der Entwickler stellt sein Wissen zur Verfü­gung, sondern jeder einzelne Bediener zeichnet einmal durch­ge­führte Hand­lungen auf und stellt sie in die Wissens­da­ten­bank ein. So haben die Kollegen jeder­zeit Zugriff darauf und erwei­tern ihre Fähigkeiten.

Für Fabian Elsässer und seine Kollegen ist die Rich­tung, die Harro Höfliger in Sachen Indus­trie 4.0 gehen wird, klar: „Die Zeit des Buzz­wor­d­ings ist vorbei. Es gibt Ideen und Lö­sun­gen, die uns und unseren Kunden bereits jetzt oder in Zukunft große Vorteile bieten. Unsere Aufgabe ist es, diese Tech­no­lo­gien zu iden­ti­fi­zieren und weiter­zu­ent­wi­ckeln. Unsere Kombi­na­tion aus Maschinen-Know-how und Exper­tise im Phar­maum­feld hilft uns, neue digi­tale Konzepte zu beur­teilen, mit denen wir bestehende Methoden und Prozesse weiter verbes­sern können.“

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Illus­tra­tionen: Bernd Schif­fer­de­cker, Fotos: Privat, Janine Kyofsky

Hat IT/Elektrotechnik oder der Maschinenbau mehr Zukunft?

Hallo Leute,

und zwar studiere ich derzeit Maschinenbau und habe darüber nachgedacht, zur Elektrotechnik zu wechseln. Es liegt nicht daran, dass mir Maschinenbau nicht liegt. Ich finde Maschinenbau sehr interessant und stand eigentlich seit ich 15 bin vor der Frage, ob Maschinenbau oder Elektrotechnik. Ich liebe es, mathematisch und physikalisch vorzugehen und insbesondere das Rechnen und das logische Herleiten bestimmter Verfahren liegen mir sehr gut. Nach einiger Recherche glaube ich, dass ich mich da an der Elektrotechnik besser bedienen könnte.

Jedoch beschäftigt mich das Thema Informatik. Damals entschied ich mich nach dem Abitur für Maschinenbau, da es weniger auf Informatik basiert und ich kein all zu großes Interesse daran hatte. Jetzt mit der Zeit interessiert es mich zwar immer mehr, aber dennoch habe ich Angst, dass es zu viel Informatik wird. Ich habe keine Programmierkenntnisse etc., jedoch nehme ich stark an, dass es ganz anders ist als der IT-Unterricht aus der Schule damals. Ich denke, dass man da nochmal eine ganz andere Einstellung und ein anderes Interesse gegenüber Informatik hat, wenn man das Erlernte auch anwenden kann und Ergebnisse sieht.

Aber wie sieht es dann als Elektroingenieur nach dem Studium aus? Wird da Informatik, unabhängig von der Branche und der Stelle, immer noch ein wichtiger Bestandteil meines Berufes sein? Also damit meine ich speziell das Programmieren etc. Oder ist es stark abhängig von der Stelle, die ich letztendlich erhalte?

Kann mir jemand aus eigener Erfahrung sagen, wie er meine Situation bewerten würde?

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