Kampf gegen Elektroschrott Das Recht auf Reparatur

Die bekanntesten Umweltsiegel für Elektrogeräte – was sagen sie aus?

Auf den meisten Elektrogeräten im Geschäft prangen diverse Logos und Labels, die uns allerhand Versprechungen machen. Umweltfreundlichkeit, einen geringen Energieverbrauch und jede Menge mehr. Aber welchen dieser Siegel können Sie wirklich vertrauen? Wir geben Ihnen einen kurzen Überblick über fünf besonders verbreitete Umweltlabels für Elektrogeräte.

Die mittlerweile vorgeschriebenen Energieeffizienzlabel für Elektrogeräte – also die Farbskala mit Noten von A+++ bis G – kennt wohl fast jeder. Kürzlich haben wir Ihnen bereits die größten Irrtümer im Umgang mit diesem Label vorgestellt. Doch auf vielen Geräten prangen zusätzlich diverse weitere Siegel, die ein besonders energiesparendes oder umweltfreundliches Produkt versprechen. Gar nicht so leicht, dabei die Übersicht zu behalten. Schließlich ist manches, was nach einem Siegel aussieht, nur ein vom Hersteller selbst entwickeltes Logo. Damit Sie bei Ihrem nächsten Einkauf wissen, auf welche Gütezeichen in Sachen Energieersparnis Sie sich verlassen können, stellen wir Ihnen hier einige besonders häufig auftauchende Labels einmal vor.

Der Blaue Engel

Inhaber des Blauen Engels ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Dieses Siegel findet sich nicht nur auf Elektrogeräten, sondern auch auf vielen anderen Produktgruppen wie Textilien oder Papier – und das schon seit den 70er-Jahren. Für jede Kategorie existieren verschiedene Kriterien, die ein Produkt erfüllen muss, um den Blauen Engel tragen zu dürfen – im Hinblick auf Umwelt-, Gesundheits- und Gebrauchseigenschaften. Ein großes Plus: Geht ein Antrag bei der Vergabestelle ein, wird das Produkt unabhängig geprüft. Allerdings auch nur auf die Einhaltung der festgelegten Kriterien und nur wenn der Hersteller das beantragt. Ein Produkt ohne Blauen Engel ist also nicht automatisch weniger umweltfreundlich – eines mit diesem Label erfüllt aber verlässlich einen gewissen Standard.

Das EU-Ecolabel

Auch das EU-Ecolabel – auf Deutsch „EU-Umweltzeichen oder wegen seiner Form auch als „EU-Blume“ bezeichnet – berücksichtigt den gesamten Produktlebenszyklus. Von der Herstellung bis zur Entsorgung. Das Siegel wird immer für drei Jahre vergeben. In Deutschland ist unter anderem das Umweltbundesamt an der Prüfung und Vergabe dieses Labels beteiligt. Das EU-Ecolabel wird ebenfalls nicht nur an Elektrogeräte verliehen. Darum fließt der Energieverbrauch nur in einem gewissen Rahmen mit ein. Bei Leuchtmitteln wird zum Beispiel der Wirkungsgrad berücksichtigt – also wie viel Strom für eine bestimmte Leuchtleistung benötigt wird. Es ist dem Blauen Engel in seiner Vergabepraxis und Aussagekraft sehr ähnlich.

Der Energy Star

Der Energy Star kommt ursprünglich aus den USA und existiert seit 2003 auch offiziell in der EU. Elektrische Geräte, die dieses Siegel tragen, sollen bestimmten Stromsparkriterien entsprechen. Er sagt also theoretisch mehr darüber aus, ob es sich um ein energiesparendes Produkt handelt, als die beiden zuvor genanten Siegel. Theoretisch – doch es gibt zwei deutliche Kritikpunkte: Erstens werden die Produkte nicht offiziell geprüft. Ein Hersteller kann das Label verwenden, wenn er der Meinung ist, sein Produkt entspricht diesen Kriterien. Zweitens sind die Kriterien sehr schwach, sodass sie von etwa 70 Prozent der Geräte am Markt erfüllt werden. Damit ist dieses Siegel leider kaum noch aussagekräftig.

Das TCO-Prüfsiegel

Aus Schweden stammend, hat es das TCO-Siegel auch hierzulande zu einiger Bekanntheit gebracht. Ausgezeichnet werden damit vor allem Büroartikel – also Bildschirme, Drucker und Smartphones, aber zum Beispiel auch Bürostühle. In die Bewertung fließt sowohl die Energieeffizienz ein als auch zahlreiche weitere Kriterien zur Umwelt- und Benutzerfreundlichkeit sowie zu Arbeitsbedingungen und Co. Das TCO-Label hat also durchaus eine gewisse Aussagekraft, allerdings sollten Sie auf die Jahreszahl achten, die darin vermerkt ist. Denn die Kriterien werden regelmäßig aktualisiert.

Der TÜV ECO-Kreis

Wenn ein Produkt den TÜV ECO-Kreis trägt, erfüllt es eine Vielzahl von gesetzlichen Richtlinien – und übrigens auch automatisch die Voraussetzungen von Blauem Engel und EU-Ecolabel. Er wird vom TÜV Rheinland vergeben, also von einem unabhängigen Prüfinstitut und nur nach Überprüfung der jeweiligen Geräte. Werden die Kriterien des Labels aktualisiert, werden auch alle Produkte, die dieses Siegel in der Vergangenheit bekommen haben, dahingehend noch einmal unter die Lupe genommen. Nur dann, wenn sie auch den neuen Bedingungen noch entsprechen, dürfen sie das Label weiterhin nutzen. Ein guter Indikator – nicht nur für Umweltfreundlichkeit, sondern auch für Produktsicherheit.

Fazit: Breit aufgestellt, aber nur Orientierung

Der Blaue Engel, das EU-Ecolabel, das TCO-Prüfsiegel und der TÜV ECO-Kreis können Ihnen durchaus Orientierung bei der Suche nach energiesparenden und umweltfreundlichen Produkten geben. Diese vier Labels sind vertrauenswürdig. Allerdings heißt das Fehlen eines solchen Labels nicht automatisch, dass es sich um ein schlechteres Produkt handelt. Denn es wird nicht jedes Produkt geprüft und die Nutzung ist meist mit einem Lizenzvertrag verbunden. Außerdem ist die Breite der Produktgruppen, die ausgezeichnet werden, Segen und Fluch zugleich. Wenn Sie vor allem ein sehr energiesparendes Gerät suchen, geben Ihnen diese Siegel vergleichsweise wenig Auskunft zu diesem Thema. Mit Vorsicht zu genießen ist leider besonders das Zeichen, das vor allem den Energieverbrauch bewertet: der Energy Star. Ohne eine Prüfung durch eine unabhängige Vergabestelle kann ein Missbrauch dieses Labels nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Nutzen Sie die Umweltsiegel also gern für eine grobe Erstauswahl, vergleichen Sie vor dem Kauf aber noch einmal die Eigenschaften im Detail, die Ihnen besonders wichtig sind.

Nachhaltige Smartphones: Wie man umweltfreundliche Handys erkennt

Wer ein faires und einigermaßen grünes Smartphone kaufen will, ist oft ratlos. Doch es gibt Kriterien, auf die man beim Kauf achten kann.

Von Jana Hemmersmeier und Lilian Schmitt

Coltan aus dem Kongo, Gold aus Peru und eine Fabrik in China, die am Ende alles zusammensetzt: Die Lieferketten von Smartphones, Laptops oder Bildschirmen sind kompliziert und häufig schwer zu durchschauen. Wer ein solches Gerät kauft, kann kaum nachvollziehen, ob die herstellenden Firmen Menschenrechte verletzen oder die Umwelt verschmutzen.

Und das, obwohl Konsumentinnen und Konsumenten sagen, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist: Mehr als 90 Prozent der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer in Deutschland wollen darauf achten, wenn sie ein neues elektronisches Gerät kaufen. Das ergab eine Bitkom-Studie im Februar 2021. Im vergangenen Jahr waren es nur etwa 60 Prozent. Beim tatsächlichen Kauf legen dann zwar die meisten der Befragten hauptsächlich Wert auf die Aktualität des Geräts, die Akkulaufzeit, ein robustes Display und den Preis. Wer es allerdings mit der Nachhaltigkeit ernst meint, kommt bislang nur schwer an Informationen. Doch es gibt Kriterien, auf die man achten kann.

Tipp 1: Eine strenge Zertifizierung

In fast allen Smartphones und Tablets sind sogenannte Konfliktmineralien wie Kobalt, Coltan oder Gold verbaut. Die kommen häufig aus Kriegsgebieten wie in der Demokratischen Republik Kongo. Organisationen wie Amnesty International berichten von massiven Menschenrechtsverletzungen in den Minen.

Die wohl strengsten Kriterien für eine faire Produktion stecken hinter dem Label "TCO Certified". Die Organisation dahinter hat sich 1992 aus einem schwedischen Gewerkschaftsverband ausgegründet. Das ursprüngliche Ziel: Unternehmen sollten keine Geräte mehr kaufen, die der Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaden.

Die TCO-Bedingungen sind seit 1992 immer strenger geworden. Aktuell gelten Kriterien, dass Arbeiterinnen und Arbeiter zum Beispiel höchstens sechzig Stunden pro Woche arbeiten dürfen. Hat ein Land strengere Gesetze, dann gelten diese. Kinderarbeit ist verboten. Gefährliche Chemieprodukte sind in den Fabriken nur begrenzt erlaubt, Arbeiterinnen und Arbeiter müssen Schutzkleidung tragen. Die Sicherheit in der Fabrik muss unabhängig kontrolliert werden. Zudem müssen Unternehmen offenlegen, woher ihre Mineralien kommen und wo die Schmelzhütten liegen. Das gilt vor allem für Konfliktmaterialien. Die Organisation veröffentlicht eine Liste der Substanzen, die ein Gerät enthalten darf: Quecksilber und Blei sind verboten, für Halogene gibt es Grenzwerte.

Auf der TCO-Webseite gibt es eine Liste der Produkte, die das Label aktuell tragen. Darunter sind beispielsweise einige Laptops oder Tablets von Acer, HP oder Lenovo. Die Zertifizierung gilt höchstens für drei Jahre, danach überarbeitet TCO die Kriterien.

Tipp 2: Reparierbarkeit

Smartphones, Laptops und Tablets sind nachhaltiger, wenn sie reparierbar und recycelbar sind. Seltene Metalle und das eingebaute Plastik können wiederverwertet werden, wenn das Gerät kaputt ist. TCO berücksichtigt deshalb unter anderem, ob die Firmen defekte Produkte zurücknehmen und recyceln.

Noch umweltschonender ist es, wenn Konsumentinnen und Konsumenten ihr Gerät beim ersten Defekt nicht sofort austauschen müssen: Je einfacher es ist, ein Gerät zu reparieren, desto nachhaltiger ist es auch. Die Organisation "I fix it" hat deshalb einen Reparierbarkeits-Index erstellt. Auf der Skala von eins bis zehn bekommt das iPhone 12 beispielsweise sechs Punkte, das Samsung Galaxy A51 vier Punkte.

Einen solchen Index hat die Regierung in Frankreich zum Gesetz gemacht: Seit Anfang des Jahres zeigt ein Label auf jedem elektronischen Produkt, wie gut es reparierbar ist. In die Bewertung fließt auch mit ein, ob Ersatzteile verfügbar sind und was sie kosten. Erst ab einem Indexwert von sieben tragen die Geräte ein grünes Label. Die französische Regierung will damit die Verschwendung von Ressourcen verringern.

Tipp 3: Innovative Marken

Den höchsten Indexwert auf der "I fix it"-Skala hat das Fairphone. Seit 2013 produziert das gleichnamige Unternehmen aus den Niederlanden nach eigenen Angaben ein faires Smartphone. Nutzerinnen und Nutzer können es selbst reparieren und Ersatzteile wie eine neue Kamera nachkaufen. Die Bundesstiftung Umwelt hat dem Unternehmen 2016 den Deutschen Umweltpreis verliehen - unter anderem, weil das Gold im Fairphone aus Fairtrade-zertifizierten Minen kommt. Bei Fairphone können Verbraucherinnen und Verbraucher ihr altes Gerät zurückgeben, damit das Unternehmen die wertvollen Materialien recyceln kann.

Das geht auch beim deutschen Hersteller Shiftphone. Hier gibt es zum Beispiel ein Geräte-Pfand von 22 Euro. Das Unternehmen folgt dem Beispiel von Fairphone und verkauft seine Geräte mit austauschbaren Einzelteilen. Shiftphone achtet zudem auf Konfliktmineralien und verwendet anstelle von Coltan beispielsweise Keramik. Und auch IT-Zubehör kann nachhaltig sein. Das bayerische Unternehmen Nager IT beliefert Unternehmen mit fairen Computermäusen.

Tipp 4: Lang lebe das Produkt

Egal, woher das Gerät kommt: "Das Wichtigste ist, es so lange wie möglich zu nutzen", sagt Omana George von Electronics Watch. Die Organisation berät staatliche Institutionen, wenn sie neue Geräte brauchen und auf Nachhaltigkeit und Menschenrechte achten wollen. Sie prüft die Lieferketten von IT-Produkten.

Wer dringend ein neues Gerät braucht, kann auf verschiedene Labels achten: Beim "Blauen Engel" müssen Geräte Energie sparen, lange leben, sich gut reparieren lassen und aktuelle Updates installieren können. Das Umweltbundesamt vergibt das Label. Der "Energy Star" ist ein Programm der US-Umweltschutzbehörde. Es bewertet, wie viel Energie ein Produkt verbraucht. Beim "EU-Ecolabel" sind der Energieverbrauch, aber auch Arbeitsbedingungen und der Umgang mit Konfliktmineralien wichtige Kriterien. Das "Nordic Ecolabel" ist speziell für Produkte aus Skandinavien. Die Kriterien sind ähnlich wie beim EU-Ecolabel.

In Zukunft müssen die Unternehmen mehr Verantwortung für ihre Lieferkette übernehmen, sagt Omana George: "In der Pandemie verschlechtern sich die Arbeitsbedingungen eher noch." Viele Fabriken verhindern zudem Gewerkschaften und unabhängige Kontrollen - ohne die sei es schwierig, Lieferketten transparent zu machen.

Die Bundesregierung hat sich im Februar auf ein Lieferkettengesetz für deutsche Unternehmen geeinigt. Wenigstens die großen Firmen müssen dann genauer darüber berichten, woher ihre Produkte kommen. Solange es keine strengen Regeln gibt, will Electronics Watch weiter Druck aufbauen. Dafür arbeitet die Organisation mit Kunden zusammen, die viele Geräte kaufen. "Deshalb müssen uns die herstellenden Unternehmen zuhören und können Electronics Watch nicht einfach ignorieren", sagt Omana George.

Kampf gegen Elektroschrott Das Recht auf Reparatur

Repair Cafés: Hilfe zur Selbsthilfe

Im Repair Café bekommt der Laie Hilfe vom Handwerker oder Bastler. Ein Obolus für die Spendendose gehört zum guten Ton.

Wem das nötige Know-How fehlt und wer den Gang zur teuren Fachwerkstatt scheut, für den gibt es eine gute Alternative: Repair Cafés. Darunter versteht man regelmäßige Veranstaltungen, bei denen Verbraucher ihre defekten Geräte mitbringen und sich von ehrenamtlichen Fachleuten beraten lassen können. Die Handwerker und Bastler sehen sich die Geräte an, suchen nach dem Fehler und versuchen ihn dann zusammen mit dem Besitzer zu beheben. Es handelt sich also nicht um eine reine Dienstleistung, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe. Als Besucher hat man deshalb auch keine Garantie, dass ein Defekt sofort behoben wird.

Manchmal müssen bis zum nächsten Repair-Café-Termin Ersatzteile besorgt werden. Das macht der Besitzer selbst und trägt auch die Kosten für die Teile. Dafür kostet die Hilfe der Fachleute nichts. Ein Obolus für die Spendendose gehört im Repair Café aber zum guten Ton - und ist auch angemessen. Schließlich bewahren die Ehrenamtlichen ihre Besucher oft vor teuren Neuanschaffungen. Und die Natur bewahren sie vor neuem Müll auf den immer größer werdenden Schrottbergen.

Repair Cafés gibt es in allen größeren Städten. Auf den Websites verschiedener Initiativen findet ihr auch eines in eurer Nähe. Immer und überall verfügbar sind Reparaturhilfen im Internet. Die Plattform "ifixit" ist Mitglied der "Right to Repair" Kampagne und bietet kostenlos umfassende Reparaturanleitungen und -videos für etliche Geräte an. Und manchmal genügt eine einfache Internetsuche, um auf Erklärvideos oder Diskussionsforen zu stoßen, die euch weiterhelfen können.

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